(2016.1.22)
Fukushima ist nicht gleich “Fukushima”
Liebe Leserinnen und Leser,
Ich möchte Sie recht herzlich zu meinem „Fukushima-Report“ begrüßen. Das Japanische Generalkonsulat Düsseldorf bietet mir hier eine Plattform, in regelmäßigen Abständen über meine Erfahrungen und Eindrücke aus der Präfektur Fukushima zu berichten und dabei auf verschiedene Themengebiete eingehen zu können.
Bevor ich jedoch konkreter auf inhaltliche Themen eingehe, würde ich gerne zunächst mich und meine Aufgaben bei der Präfekturverwaltung vorstellen.
Herr Theisen, Coodinator for International Business, mit dem beliebten, Maskottchen Kibitan vor dem Fukushima-Stand auf der MEDICA 2015(Dusseldorf) |
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Geboren als Sohn eines deutschen Vaters und einer japanischen Mutter bin ich in Essen aufgewachsen, hatte jedoch von klein auf einen engen Bezug zu Japan, um genauer zu sein, zur Heimatstadt meiner Mutter, nämlich zu Fukushima. Vor genau 10 Jahren hatte ich über einen Highschool-Aufenthalt in Fukushima die Gelegenheit, die Verbindung zu vertiefen. Nach meinem Abschluss an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf führte mich der Weg über das „ JET-Programme“ wieder zurück hierher. Das „JET-Programme“ ist ein staatliches Projekt der japanischen Regierung, das von CLAIR, dem Ministerium für Inneres und Telekommunikation, dem Außenministerium und dem Ministerium für Erziehung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie vor 29 Jahren ins Leben gerufen wurde. Ziel des Projekts war es, englischsprachige Nativespeaker als Lehrer auch an ländlicher gelegenen Schulen einzusetzen und ihnen während des Aufenthaltes japanische Kultur vorzustellen und sie daran teilhaben zu lassen. Mittlerweile gibt es noch weitere Positionen, unter anderem auch die des „Coordinator for International Relations“, die sich speziell um Kulturaustausch und Vermittlung oder auch Städtepartnerschaftspflege kümmern. Die Bezeichnung meiner Funktion „Coordinator for International Business“ weicht davon ein wenig ab, da ich primär für den internationalen wirtschaftlichen Austausch der Präfektur, vor allem in den beiden Bereiche Medizintechnik und Erneuerbare Energien, zuständig bin.
Zu meinem Aufgabenfeld gehört das Übersetzen von Dokumenten sowie das Dolmetschen zwischen japanischer, deutscher und englischer Sprache, der Besuch von Firmen in der gesamten Präfektur, die Teilnahme an Meetings im Hinblick auf den Austausch zwischen Fukushima und NRW, die Vorbereitung und Teilnahme von Dienstreisen nach Deutschland, einschließlich Messeteilnahmen und Begleitung von Geschäftsgesprächen, sowie die Vorstellung und Vermittlung deutscher Kultur. Die Erfahrungen, die ich vor meinem Antritt bei der Präfekturverwaltung Fukushima beim „Japan Desk“ der Wirtschaftsförderung Düsseldorf sammeln durfte, haben mir den Einstieg in diese Aufgaben, nun aus japanischem Blickwinkel, sehr erleichtert.
Grundlage dieser Aufgabenfelder und Tätigkeiten sind zwei anfangs des Jahres 2014 unterzeichnete Absichtserklärungen (Memorandum of Understanding) zwischen der Präfektur Fukushima und dem Land Nordrhein-Westfalen zur Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen in der Medizintechnik, der Erneuerbaren Energien und der Robotertechnologien.
Bandai Atami-Onsen | Tsuruga-jo (Burg) |
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In Deutschland wird m an ganz überwiegend erst von Fukushima aus den Nachrichtenberichterstattungen nach dem 11.03.2011, über die Dreifachkatastrophe, Notiz genommen haben und nun ein gewisses Image allein durch den Namen „Fukushima“ mit der Präfektur verbinden. Dass „Fukushima“ sowohl Name der Präfektur, der Präfekturhauptstadt sowie des Kernkraftwerks ist, dürfte meist nicht bekannt sein. In Japan ist die Präfektur Fukushima vor allem für seine reizvollen Landschaften, heißen Quellen mit Thermalbädern, landwirtschaftlichen Produkten wie Reis und Obst, leckeren Gerichte, Reiswein und traditionellen Feste bekannt. Mit einer Einwohnerzahl von knapp 2 Millionen und einer Fläche von ca 13,782km² ist Fukushima der Fläche nach die drittgrößte Präfektur in Japan. Die große Ausdehnung gibt den Raum für eine Vielzahl unterschiedlicher und attraktiver Landschaftsformen:
- Der Westen Fukushimas (Aizu-Region) liegt im Landesinneren und ist sehr gebirgig,im Winter sehr kalt mit viel Schneefall. Skiressorts, der höchste Berg und der größte See der Präfektur sowie historische Burgen, kulinarische Spezialitäten wie Nudelsuppen und japanisches Schnitzel sind Anziehunhgspunkte und Gründe für den Zuspruch vieler Touristen.
- Im mittleren Abschnitt der Präfektur (Nakadori-Region) befindet sich die Präfekturhauptstadt mit dem gleichen Namen „Fukushima“ sowie auch die bevölkerungsreichste Stadt der Präfektur, Koriyama. In diesem Teil der Präfektur konzentrieren sich sehr viele KMU. Die Nähe zu Tokyo, nur knapp 200km Entfernung und mit dem Schnellzug in weniger als 1 ½ Stunden zu erreichen, ist sicherlich ein Lagevorteil der Präfektur. Aus der Vielzahl an Früchten, die in dieser Region angebaut werden, wird jährlich der japanische Kaiserhof mit Pfirsichen aus der Stadt „Korimachi“, nördlich der Stadt Fukushima gelegen, beliefert.
- Die Küstenregion im Osten der Präfektur (Hamadori-Region) ist vor allem für ihre am Pazifischen Ozean gelegenen Strände, die Fischerei und Urlaubsressorts bekannt. Die zweitgrößte Stadt der Präfektur, Iwaki, die landesweit bekannten Hula-Girls im „Spa Resort Hawaiians“ sowie das beliebte Aquarium „Aquamarin Fukushima“ liegen in diesem Teil der Präfektur.
Heiße Quellen, Reisanbau und Reisweinproduktion finden sich über die gesamte Präfektur verteilt. 24 Reisweine aus der Präfektur wurden mit der Bestnote ausgezeichnet und führen damit zum dritten Mal in Folge die Liste mit den höchst ausgezeichneten Reisweinen in ganz Japan an.
Struktur und Landschaft der Präfektur sind sehr facettenreich und bieten für jeden Besucher und für unterschiedlichste Interessen eine Vielzahl an Orten, Entertainment ,Unterhaltung, kulinarische Genüsse sowie Aktivität und Erholung am Meer und in den Bergen. Fukushima ist vielseitig!
Weitere Informationen zu den einzelnen Regionen sowie zu den touristischen Hotspots können Sie auch unter http://www.tif.ne.jp/lang/en/oder http://dc-fukushima.jp/index.htmlnachlesen.
In meinem nächsten Bericht werde ich gezielt auf die Beziehung und den Austausch zwischen der Präfektur und dem Land NRW an konkreten Beispielen eingehen und mich auf die industrielle Landschaft Fukushimas konzentrieren.